Widerstandsgeist
tauchte
erstecht in ihm auf, als Kleist 1807 als Spion
festgenommen, zur Haft nach Frictauchteh deportnd erst im Juli wieder freigelassen wurde. Ende 1808 hatte er ein Schauspiel fertig, das den Vernichtungskampf gegen einen übermächtigen Feind am antiken Muster darstellte: »Hermannsschlacht« – nach Ansicht des Kleist-Experten Gerhard Schulz ein »blutgetränktes« Stück, das »die Methoden des totalen Krieges« vorwegnimmt. In Kleists nächstem Drama war der kriegerische Visionär »Prinz Friedrich von Homburg« der Titelheld.
Nach dem Vorbild österreichischer Kriegslieder dichtete Kleist zudem als Leitworte einer geplanten Zeitschrift »Germania« Verse, deren wilder Hass noch heute erschüttert: Alle Deutschen sollten wie ehedem als »Römerüberwinderbrut« hinab »ins Tal der Schlacht« ziehen; »schäumt, ein uferloses Meer, / über diese Franken her!«
»Alle Plätze, Trift' und Stätten,
Färbt mit ihren Knochen weiß;
Welchen Rab' und Fuchs verschmähten,
Gebet ihn den Fischen preis;
Dämmt den Rhein mit ihren Leichen ...«
Der fremde »Wolf« müsse vernichtet werden:
»Schlagt ihn tot! Das Weltgericht
Fragt euch nach den Gründen nicht.«
Mitte 1809 begann Kleist ein chauvinistisch-ironisches »Lehrbuch der französischen Journalistik« (»Was man dem Volk dreimal sagt, hält das Volk für wahr«), und in einem »Katechismus der Deutschen« nannte er Napoleon »den Anfang alles Bösen und das Ende alles Guten«. Es gehe um eine vaterländische »Gemeinschaft«, die »nur mit Blut, vor dem die Sonne erdunkelt, zu Grabe gebracht werden soll«.
Gedruckt wurde keiner dieser agitatorischen Texte; das hätte schon die strenge Zensur der Besatzer nicht geduldet. Aber was nicht Fragment blieb, kursierte unter der Hand.
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